Freitag, 28. Februar 2014

Zurück nach Bolivien ! :-)

27.02.2014
Ein Richtungstaxi bringt uns in die Innenstadt. Das sind normale PKWs, in die sich bis zu acht erwachsene Passagiere (diverse Kinder kommen auf den Schoß) quetschen und die immer eine bestimmte Strecke fahren. Egal wie weit man damit unterwegs ist, es kostet 1,70 BS=18 cent. Auf unserer Strecke, 6km, verkehrt durchschnittlich aller 3 Minuten ein solches Taxi. Wir überlegen, ob wir ein ähnliches Nahverkehrsprojekt für Pirna starten sollten. ;-)
Mittags treffen wir uns mit Hutch in seinem Lieblingscafe, wo uns der Inhaber allerhand über bolivianischen Kaffeeanbau und die Röstung erklärt. Nachmittags kaufen wir auf dem riesigen Markt La Cancha bei kleinen Händlern Tomaten, Kürbis, Zucchini, Möhren, Kartoffeln, Zwiebeln und Chorizo fürs Abendessen und Pfirsische, Granatapfel, Weintrauben, Melone, Chirimoya zum Naschen danach.


26.02.2014
Pablo holt uns zeitig ab und wir haben einige Stunden im Büro von SAACKE Zeit, um Bilder zu sichern, mit Anne zu skypen, mit Norbert in Bremen zu telefonieren und unser Zeug umzupacken. Räder und Taschen stehen nun für 2-3 Wochen in der Firma und wir reisen mit leichtem Gepäck. Pablo bringt uns zum Flughafen und wir fliegen mit Zwischenlandung in Santa Cruz nach Cochabamba, es dauert 5 Stunden. Wir sehen die gewaltige Schlammlawine, die sich im Flusstal nach den unwetterartigen Starkregenfällen durch die Landschaft schlängelt.


Am Flughafen nehmen wir einen Mikrobus in die Innenstadt und werden sofort von den anderen Fahrgästen "adoptiert". Unser Aussteigewunsch wird an den Fahrer weitergegeben. Zwei Männer steigen mit uns aus, begleiten uns zur Apotheke (unser Mückenspray wurde am Flughafen konfisziert) und verhandeln dann mit dem Taxifahrer, damit wir einen guten Preis bekommen. Erst dann setzen sie beruhigt ihren Weg fort. :-)
Unser "Warmshower" Hutch ist US Amerikaner, 74 Jahre alt, zu Hause in der ganzen Welt. Mehrere Jahre lebte er in China, radelte in sieben Jahren auf mehreren Kontinenten. Seit acht Monaten wohnt er in Cochabamba, plant aber schon neue Radabenteuer. Eine durch und durch interessante Persönlichkeit.

Aktuelle Position: -17.354048, -66.153166

Mittwoch, 26. Februar 2014

Über Schlafbeutel und Knoblauchzähne

25.02.2014
Mit einem Colectivo geht es in nordwestlicher Richtung aus dem Zentrum ins Städtchen Tigre. Der Name beruht auf einem Missverständnis. Die früher dort lebenden Jaguare wurden für Tiger gehalten.
Dann steigen wir aufs Boot um, denn nördlich von Tigre gibt es keine Straßen mehr. Alles wird auf dem Wasser transportiert. Wir sehen Ambulanz und Feuerwehr, den Postboten, das Gemüseschiff und den Lebensmittelhändler. 6000 "isleños" wohnen auf den Inseln des Deltas (21000 km²).

Abends kocht Hugo für uns ein vorzügliches Essen (er ist Hobbykoch und ein Gourmet) und repariert dann auch Janas Tasche. Wir sind wieder einmal unendlich dankbar für diese Begegnungen mit wunderbaren Menschen.


24.02.2014
Carolina schlägt vor, gemeinsam in die Innenstadt zu fahren und zuerst den berühmten Friedhof Recoleta, die letzte Ruhestätte der reichsten und prominentesten Einwohner der Hauptstadt, zu besichtigen. Dort finden wir das Grab Eva Perons (Evita), der Präsidentengattin, die ihrem kurzen Leben (33J) so viel für die argentinischen Frauen bewegt hat. Die Grabmale sind pompös, zumeist aus Granit oder Marmor erstellt. Einige der Toten wurden über der Erde bestattet.
Eine Gräberallee
Carolina erklärt...
Dann suchen wir das Büro von Boliviana Airlines auf, da unser Flug nach Cochabamba nicht bestätigt ist. Alles klärt sich und wir bekommen die Tickets ausgedruckt. Nebenbei erzählt uns der Angestellte von seinen Kindern und Enkeln in Deutschland, interessiert sich für unsere Reise. Diese südamerikanische Gelassenheit hoffen wir etwas übernehmen zu können.
Zwischendurch haben wir einen Intensiv-Spanischkurs. Carolina erklärt, verbessert, manche Worte wiederholen wir zehnmal, bis sie zufrieden ist. Leicht zu merken: die Knoblauchzwiebel ist ein Kopf und die Knoblauchzehe ein Zahn. Es gibt einen Baum, der heißt "betrunkener Stock". Aber die Wörtchen "für" und "wegen" setzen wir regelmäßig falsch ein. Schon gestern abend hatten wir viel Spaß mit der Sprache. Carolina stammt ursprünglich aus Kolumbien und außer uns war noch ein Argentinier zu Gast. Selbst ihre Auffassungen vom Spanischen sind sehr unterschiedlich. Nach längerer Diskussion wird entschieden: wir müssen nicht unbedingt Schlafbeutel sagen, Schlafsack wird auch verstanden. Und alles was wir in Chile gehört haben, ist natürlich ganz falsch ;-)
Wir schlendern durch die Stadt, buchen für morgen eine Tour ins Delta des Flusses Paraná -Tigre-, wechseln Geld, essen Eis und laufen zum modernen Viertel Puerto Madero und werfen einen Blick in das Luxushotel FAINA. Abends kochen wir für alle etwas zum Abendessen.


Dienstag, 25. Februar 2014

In Buenos Aires bei Pablo, Hugo und Señor Tango


24.02.2014
Noch etwas müde, Tangoshow endete erst nach 1 Uhr, machen wir uns zur Stadtbesichtigung auf den Weg. Alles funktioniert trotz des äußerst geringen Preises wunderbar. Der Bus schaukelt uns mit drei Stops in 3,5 Stunden durch die Innenstadt und die Führung ist in spanischer und englischer Sprache, ideal.

Thomas, inspiriert vom vorherigen Abend (im Hintergrund das bekannte Fußballstadion LA BOMBONERA der Boca Juniors)

Im Anschluss besuchen wir noch zwei vom Historiker empfohlene Museen, auch beides Volltreffer. So langsam können wir einige Namen der Geschichte Argentiniens zuordnen. 

Der Bus hält auch im bunten Viertel Caminito, wo italienische Einwanderer versuchten, die Tristesse der Arbeitstage mit Farben an den Wänden der Häuser zu lindern.

23.02.2014
Sightseeing in Buenos Aires. Mit der Metro (30cent pro Fahrt) gelangen wir schnell in die Innenstadt. Es gibt eine völlig überbuchte Tour per Bus, wir müssten 2,5 h warten. Also bummeln wir die Fußgängerpassage entlang und sammeln Eindrücke.
Reich verzierte Kolonialbauten und Wolkenkratzer mit Glasfronten, Schulkinder, die ihr 4 Euro-Eis mit Kreditkarte zahlen und viele Bettler, teilweise mit schmutzstarrenden Säuglingen, gepflegte Grünflächen und Müllecken,... An jeder Ecke wird Geldwechsel angeboten und Touranbieter werben um Kundschaft. Bei Einem erfragen wir eine Stadtbesichtigung. Nun passiert etwas, was wir uns nicht erklären können. Der Verkäufer ist diplomierter Historiker und erzählt uns anderthalb (!) Stunden Spannendes über Buenos Aires. Die Geschichte des Tangos, deutsche Besiedlung, die Entstehung der Stadt... Dann verkauft er uns eine morgige Bustour für nur 50 Pesos pro Person (die andere hätte 220 p P gekostet). Wir denken, dass es die Tour vielleicht gar nicht gibt, aber die vielen Informationen allein sind die 7 Euro auch schon wert ;-)

Am Nachmittag treffen wir uns mit Pablo und seiner Frau. Die beiden fahren uns in ihrem Auto durch die Stadt, zeigen interessante Stellen und wir können Vieles erfragen. Abends sind wir zu "Señor Tango", einer der größten Tangoshows eingeladen. Zum Glück konnte sich Jana bei Carolina eine Bluse leihen :-) Die Show findet jeden Abend statt und der Saal fasst mehr als 500 Besucher.
Da während der Show fotografieren verboten ist, ein Foto der Abschlussszene aus dem Internet
Vierzig Tänzer und Musiker auf der Bühne, unzählige Kellner (es gibt vorher ein Menü) und viele Helfer lassen die perfekt organisierte Veranstaltung zu einem Erlebnis werden. Z.B. parken vielleicht dreißig Männer die Autos der Besucher ein und aus. Wer gern einen Eindruck vom Tanz haben
möchte: es gibt ein Video bei you tube (Señor Tango Buenos Aires bei google eingeben.) Für uns ist es auf alle Fälle ein großes Erlebnis.



22.02.2014 Fahrrad ca. 10 km, Autobus ca.750 km

Mit nur einer Stunde Verspätung kommen wir am Busterminal Retiro an. Wir haben sogar ein paar Stunden schlafen können, da es sich jeder von uns auf zwei Sitzplätzen bequem machen konnte. Pablo Erbino, ein Kollege von Thomas, holt uns am Terminal ab. Alles Gepäck ist unversehrt, die Fahrräder nicht mal verstaubt, wie sonst so oft. Pablo nimmt unsere Taschen mit und wir tauchen per Rad in die Großstadt ein. Was für ein Flair, als wir die Avenida de Mayo unter den großen Bäumen entlangfahren! Gleichzeitig rufen wir uns zu: Wie die Népköztarsaság in Budapest! Der Charme der Stadt nimmt uns schon auf den ersten Metern gefangen. Wir verbringen einige Stunden in der Tochterfirma von Saacke, werden vielen Kollegen vorgestellt und müssen immer wieder von unserer Reise berichten. Pablo bringt uns zu Hugo, unserem "Warmshower". Er wohnt in einem herrlichen alten Haus, in einem "guten Viertel". Pablo ist beruhigt :-) Da uns der Magen inzwischen in den Kniekehlen hängt, laden wir Hugo und Carolina, eine Bekannte, in ein Restaurant ein. Es wird ein lustiger, interessanter Abend. Carolina lebte zwei Jahre in Deutschland, hilft uns bei fehlenden Wörtern und verbessert unser Spanisch akribisch. Wir bekommen ein schönes großes Zimmer und Carolina wäscht eine Maschine Wäsche für uns. Daaaaaaanke!

Freitag, 21. Februar 2014

Endspurt nach Bariloche, 1300 km Pampa auf dem Weg nach Buenos Aires

21.02.2014 Fahrrad 4 km

Mit gemischten Gefühlen fahren wir zum Terminal. Mit den Rädern hatten wir ja schon so manches Problem bei Busfahren. Auch diesmal verlangt die Busgesellschaft, dass wir die Räder mit Cargo als Fracht verschicken. Wir gehen an einen anderen Schalter. Hier transportiert man sie, aber nur zerlegt. Okay, wir haben eine Stunde. Thomas baut Vorderräder aus, Gepäckträger ab, Sattel raus, Lenker quer... Jana besorgt Pappe aus dem Müll, Klebeband aus dem Laden, Tüten von der Putzfrau.
Der Busfahrer ist sehr nett, er weist uns einen guten Platz an und wir können die Räder stellen. Alles ist ganz eng, es geht gerade so. Glücklich sitzen wir im Bus, der mit der obligatorischen halben Stunde Verspätung auch startet. Der Bus ist modern, wir bekommen mehrfach etwas zum Trinken, ein Abendbrot und ein kleines Frühstück sind ebenfalls im Preis inbegriffen. (Für die 1500km zahlen wir mit den Rädern zusammen 140 Euro.) Auf der Strecke ist eine Straße gesperrt, das bedeutet 100 km Umweg. Alles ist eben etwas weiter auseinander. Aber wir sitzen gut und der Bus ist nur zur Hälfte besetzt, so hoffen wir auch etwas zu schlafen.

20.02.2014 Fahrrad 100 km, 1091 Hm

Wir stehen recht zeitig auf. Es ist noch sehr frisch am Morgen, 5°C. Das Zelt trocknet nur langsam ab, da der Himmel mit Wolken verhangen ist. Es geht durch Täler und über Pässe durch den Nationalpark Nahuel Huapi. Eigentlich wollen wir heute nochmal paar km trampen, aber kein geeignetes Auto hält an. So müssen wir einen ungewollten Endspurt nach Bariloche einlegen.
Auf dem Weg von El Bolson nach San Carlos de Bariloche
 Erst ca. 19:00 Uhr kommen wir dort an, da die 100 km eben auch allerhand Höhenmeter beinhalteten. Geld tauschen, Hostal finden, Einkaufen. Das Hostal heißt WOOD HOUSE und ist ganz neu und urig gemacht. Alles mit polierten Holzstämmen, sehr individuell, es gibt eine Boulderwand, TT Platte, Kinderspielplatz, Selbstversorgerküche und Sitzecken, sehr gemütlich.
Damit endet unsere Fahrradtour in den Anden und zunächst steht Kultur und Städte besichtigen auf dem Programm. Morgen wollen wir per Bus nach Buenos Aires.

Aktuelle Position: -41.136368, -71.304575

19.02.2014 Fahrrad 47 km, 580 Hm

Wir wandern im Eilschritt in den Botanischen Garten, der nur paar hundert Meter vom Eingang in den Nationalpark entfernt ist, bei dem wir gestern 25 Peso Eintritt pro Person bezaht haben. Denn wir haben uns für eine 90 minütige Bootstour angemeldet, die uns am Mittag auf den Lago Puelo mit dem herrlich blauen Wasser bringt. Die gelösten Mineralien der umliegenden Gletscher speisen den Rio Azul, der in den See mündet. Das BLAU ist strahlend und das Wasser ganz klar. In der Mitte ist der See 180m tief.
Am Nachmittag brechen wir auf und fahren bergan, durch El Bolson gen Norden in Richtung San Carlos de Bariloche. Eine landschaftlich sehr schöne Strecke. Bei einem Opa campen wir auf seinem Grundstück. Er harkt uns extra seine Wiese für unser Zelt und zeigt uns sein Haus. Im Kamin prasselt ein Feuer und im Backofen duften sieben Brote und eine Pizza. Ein Pan Casero verkauft er uns.

Aktuelle Position: -41.782696, -71.430487

Dienstag, 18. Februar 2014

Wie gewonnen so zerronnen

17.02.2014 Fahrrad 63 km, 257 Hm

Wir frühstücken im Sonnenschein. Das erste was uns auffällt: Der Wind hat gedreht. Eigentlich wollten wir heute die 100 km bis El Bolson fahren, da es fast nur bergab geht. Nun strampeln wir kräftig in die Pedale, um mit mageren 8 km/h vorwärts zu kommen. Mittag essen wir an einer Polizeistation, wo nur der Hund da ist. Wir kochen eine Nudelsuppe, als doch ein Polizeiauto kommt. Der Beamte ist im Stress. Ein Unfall auf der Ruta. Er meint nur wir könnten alles benutzen, Wasser, Strom, .. und sollen es uns im Schatten bequem machen. Der Hund will mit uns spielen. Er läst demonstrativ einen Stein aus seiner Schnautze vor unsere Füsse fallen. Wir schießen ihn weg und er bringt ihn wieder. Jana versucht es erfolglos mit einem Stöckchen. Schießen wir in eine bestimmte Richtung, legt er 5 min. Pause ein. Wir taufen ihn Komissar Rex .
Nach weiteren 10 km halten wir entkräftet die Daumen raus. Ein Transporter hält und nimmt uns bis Lago Puelo mit. Wir zelten nahe dem See und fahren am Abend noch mal nach El Bolson, um einzukaufen.

16.02.2014 Fahrrad 67 km,  575 Hm

Wir verbummeln den Vormittag in Esquel, schauen mal an der Station der Schmalspurbahn "La Trochita" vorbei. Aber die Loks sind fast alle auf dem Dampflokfest in El Maiten. Die Bürgersteige sind hochgeklappt am Sonntag und die Geschäfte geschlossen. Wir fahren erst ca. 16:00 Uhr vom Campingplatz weg, da die Sonne ganz ordentlich auf uns herniederstrahlt. Trotzdem es bergan geht, kommen wir mit einem leichten Rückenwind noch 57 km gen Norden. Die Ruta 40 ist am Sonntagabend nur wenig befahren. Unterwegs halten wir an einem Bach an, um uns die Füße zu kühlen. Es sind zwei Familien zum Picknick da. Unsere Fahrräder erregen mal wieder Aufsehen. Gar keine Gangschaltung? Schon paar hundermal hat Thomas die ROHLOFF-Schaltung erklärt. Sofort werde Fotos geschossen. Die Räder, wir ala Paar, wir mit der Familie. Man lässt und nicht wegfahren, ohne uns eine Flasche eiskalte Sprite aufzudrängen.
Die Steppe links und rechts der Ruta 40 lädt nicht gerade zum Zelten ein. Überall Dornengestrüpp, kaum Schutz vor Strassenlärm und Sicht. So fahren wir bis fast 22 Uhr und bauen unser Zelt schließlich unter einer Brücke auf.
Gri-Schmis unter der Brücke...
Dort hören wir die vorbeirauschenden Autos kaum.

Die Entfernungen sind viel weiter als bei uns daheim. Wasser gabs tatsächlich erst wieder in 84 km




Sonntag, 16. Februar 2014

In Rekordzeit über die Grenze

15.02.2014 Fahrrad 37 km, 257 Hm

Der Vormittag vergeht mit Wartungsarbeiten an den Fahrrädern. Die Ketten haben sich gelängt und müssen um ein Glied gekürzt werden. Felgen reinigen ist auch wichtig.


Das verlängert die Lebensdauer der Bremsgummis erheblich.
Gegen Mittag fahren wir in das Städtchen, aber die meisten Geschäfte sind wegen Siesta geschlossen. Wir gönnen uns ein superleckeres und sehr reichliches Mittagessen in einem Restaurant. Es gibt ein riesiges Meiländer Schnitzel mit knusprigen (und nicht im Fett ertränkten) Pommes Frites sowie gemischten Salat und Kürbispüree. Wir packen am Nachmittag unsere Sachen zusammen und fahren die 25 km nach Esquel. Eigentlich wollen wir eine Tour in den Nationalpark  Los Alerces buchen. Aber wir haben Pech: Wegen des gefährlichen Rattenviruses, der weite Teile des Parks kontaminiert hat, bieten die Büros derzeit keine Fahrten an. Wir könnten mit dem normalen Bus durchfahren, würden aber nicht viel von den Alerces, den uralten Lärchen sehen.

Aktuelle Position: -42.908181, -71.306223

14.02.2014  Fahrrad 56 km, 326 Hm

Eine der schwierigsten Etappen, obwohl weder weit noch besonders hoch. Von Futaleufu aus erstmal ein Stück schöner Asphalt. Wir treffen Andrew, einen australischen Radfahrer und essen mit ihm unsere 2 kg gefundenen Pflaumen auf. Ein Mädchen erzählte uns, dass zwei geschmuggelte und von den Zöllnern gefundene Orangen 400 US Dollar Strafe kosteten, das machte uns noch vorsichtiger. Kurz danach stehen wir an der chil.- argent. Grenze und sind auch schon auf der anderen Seite. Zwei Stempel, kein Schlangestehen, keine Kontrolle, so geht es also auch. Eine neue Erfahrung.
Dann beginnt eine Horrorpiste. Wir wollen niemanden mit der Beschreibung langweilen. Anna, eine Radlerin aus Tschechien, die wir in Fu trafen, hatte auf unsere Frage hin mit "pumpy ripio" geantwortet. Bei Ankunft in Trevelin sind bei Janas Radhose beidseitig die Nähte durchgeschlagen, das Polster liegt lose.Thomas Durchschläge sind eine Schicht tiefer. Er würde im Zoo auch als Pavian-Ersatz eingestellt werden. ;-) In Trevelin gibt es zum Glücklichen einen schattigen Campingplatz mit richtig heißer Dusche.

Aktuelle Position:- 43.092592, -71.459359

Donnerstag, 13. Februar 2014

Carretera Austral & südlichster Punkt unserer Reise

13.02.2014 Fahrrad 33 km, 534 Hm

Als morgens der Rauhreif auf der Wiese glitzert, freuen wir uns gleich nochmal über unseren trockenen Schlafplatz mit Aussicht auf Kuh und Schaf.

Rätselbild für unsere treuen Blogleser: Was ist das? Wer die richtige Antwort zuerst als Kommentar sendet, bekommt davon etwas, wenn wir zurück sind. :-)
Auch heute eröffnen sich an jeder Ecke beeindruckende Ausblicke. Die Straße ist etwas schlechter und staubiger, deshalb leisten wir uns in Futaleufu ein Hostel mit warmer Dusche.
Beim nachträglichen Recherchieren erfuhren wir nun auch, warum uns Chaiten so ausgestorben vorkam und wir sogar nachts gleich ein leeres Haus fanden. 2008 brach der für erloschen gehaltene Vulkan (die letzte Eruption war 9300 Jahre her!) gleichen Namens aus, entwickelte ein 20 km hohe Aschewolke und innerhalb der nächsten vier Tage kam es zu mehr als 60 vulkanischen Erdbeben. Als es 2009 einen weiteren Vulkanausbruch gab, verließen die meisten Menschen das Dorf. Auf der 15cm Ascheschicht sind wir gelaufen, hatten es für Sand gehalten.

Aktuelle Position: -43.183968, -71.873189

12.02.2014 Fahrrad 34 km, 346 Hm

Gemütlich frühstücken wir am Ufer des Sees. Thomas schwimmt sogar eine Runde, obwohl das kristallklare Wasser eisig kalt ist.


Es sticht wie Nadel auf der Haut, aber die Sonne wärmt beim Abtrocknen. Wir fahren nach Puerto Ramirez und finden ein kleines Restaurant. D.h. eigentlich wissen wir nicht, ob es eine Gaststätte ist. Eine Frau kocht in ihrer Küche und hat einen großen Tisch im Wohnzimmer. Es gibt Tomaten mit Avocado und Rindfleisch mit Reis. Danach noch einen Kaffee und ein Stückchen Apfelstrudel, lecker. Das Gleiche bekommt dann auch die Familie. In solchen Momenten ist uns der Gedanke an eine Speisekarte mit ...zig Gerichten oder an eine Schulspeisung mit drei Wahlessen absurd.
An der Stelle, wo sich die Straßen nach Futaleufu und Palena gabeln erreichen wir den südlichsten Punkt unserer Reise. Luftlinie sind wir nun 3500 km südlich von unserem Startpunkt in Lima. Dann radeln wir in ein malerisches Tal.


Die unbefestigte Straße lässt sich gut fahren (wenig Waschbrett) und mehr als die Hälfte der Autofahrer bremsen beim Überholen ab, was weniger Staub aufwirbelt. Links und rechts von uns liebliche Wildwiesen mit Rindern und Schafen, eingesāumt von steilen schroffen Bergen, Schneekappen und Gletschern bis zur Baumgrenze hinab. Neben uns rauscht ein Fluss mit klarem, türkisfarbenen Wasser. Und die Sonne scheint den ganzen Tag. Mittags waschen wir Wäsche und unsere Haare in einem Bach.

Wir fragen einen Bauern, ob wir auf seiner Weide zelten dürfen. "Si,si, no hay problema." Wir entscheiden uns für das duftende Heu in der Tenne, haben es kuschlig warm und trocken.

Aktuelle Position: -43.359745, -72.066127

11.02.2014 Fahrrad 49 km, 767 Hm

Direkt hinter der Brücke über den Rio Yelco hört der Asphalt auf und das Ripio beginnt. Das ist die wirkliche Carretera Austral, die ingesamt von Puerto Montt bis Villa O`Higgins ca. 1400 km lang ist. Unter Pinochet hat das Militär diese Straße gebaut, die den Süden Chiles erschlossen hat. 300 Mio. Dollar hat das Projekt verschlungen und die Unterhaltung ist auch teurer als man angenommen hatte. Aber politisch ist die Trasse von Bedeutung, da sie eine der Bedingungen ist, die Chile im Streit um die Territoriumsgrenzen mit Argentinien erfüllen muss. So sind wir nun - zumindest jeweils ein Stück - auf allen drei legendären Strassen (Panamericana; Ruta 40 in Argentinien und nun C.A.) in Südamerika gefahren. Der Weg führt gute 20 km bergan über einen 620 m hohen Pass. Dann geht es steil hinab nach Villa Santa Lucia. Kurz vor dem Ort treffen wir Etienne und Natacha aus Frankreich wieder, die beiden lustigen Franzosen, die mit dem längsten Fahrrad unterwegs sind, das wir bisher gesehen haben: Tandem mit Nachläufer.

Jana und Etienne vorm Supermercado in Villa Santa Lucia
Wir biegen nun nach Futaleufu ab und verabschieden uns von den beiden und drei weiteren chilenischen Radlern, die auf der Carretera weiter gen Süden fahren. geht über Hügel hinab zum andern Ufer des Lago Yelcho. Dort zelten wir direkt am Stand.

Aktuelle Position: -43.419952, -72.231924

10.02.2014 Fahrrad 64 km, 487 Hm

Die Carretera Austral ist bis Puerto Cardenas asphaltiert. Der Rückenwind schiebt uns über die Hügel. Aber die Fähre auf dem Lago Yelcho gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Schade, wir hatten uns schon auf die Fahrt auf dem wunderschönen See mit türkisblauem Wasser gefreut. Wir essen auf einem kleinen Campingplatz Abendbrot. Der Besitzer ist nicht da.


Als er kommt, fragen wir nach dem Preis. Der ist uns zu hoch, es gibt nicht mal warmes Wasser zum Duschen. Deshalb fahren wir 2 km zurück, wo wir eine schöne Wildwiese sahen. Dort bauen wir unser Zelt auf und schlafen herrlich ruhig.

Aktuelle Position: -43.154371, -72.432339

Montag, 10. Februar 2014

Meuterei auf der Don Baldo

Unsere Fähre soll 12 Uhr abfahren und wir zwei Stunden eher da sein. Als wir gegen 11 Uhr (schließlich sind wir in Südamerika!) an den Hafen kommen, ist da kein Schiff. Nur andere Radfahrer, einer aus den Niederlanden, 2 Argentinier und ein französisches Paar mit einem Tandem und viele andere Passagiere. Wir unterhalten uns angeregt als ein Angestellter der Fährgesellschaft erscheint und uns mitteilt, dass die Fähre wegen Motorschaden wahrscheinlich vier Stunden später ablegen wird. So warten wir im Terminal, gehen einkaufen, kochen einen Kaffee nach dem anderen,... Schließlich läuft das Schiff ein und hat wegen der Ebbe schon Probleme anzulegen. Die Beladung dauert, es müssen u.a. auch drei Bagger mit für die Bauarbeiten an der Carretera Austral und so starten wir mit 8 Stunden Verspätung!
Schon im Terminal gab es Diskussionen wegen einer Entschädigung, es ist von freier Übernachtung die Rede. Die Fahrtdauer beträgt fünf Stunden, also stehen wir morgens 1.30Uhr in Chaiten. Mit den anderen Radlern "besetzen" wir ein
Die FähreDon Baldo beim Einlaufen in Castro
leerstehendes Haus und schlafen recht gut.

Aktuelle Position : -42.919146, -72.702864

Am Morgen sollen wir bei der Fährgesellschaft reklamieren. Im Büro fordern die Chilenen schon den vollen Preis zurück,als wir kommen. Die Angestellte bietet 50%. Das würde uns auch reichen, wir befürchten, dass sich alles hinzieht. Aber plötzlich lenkt die Chefin ein und alle erhalten den vollen Fahrpreis zurück! In unserem Fall immerhin 50 Euro.
Gutgelaunt strampeln wir bei Sonnenschein auf der Carretera Austral in Richtung Thermas Amarillo. Diese sind wegen Wartungsarbeiten leider geschlossen. Schade!
So suchen wir uns einen ruhigen Platz zum Blog schreiben und wollen uns später nochmal mit den netten Franzosen treffen.

Der Vulkan Chaiten mit Dampfwolke am Morgen

Blick in den Pumalin Nationalpark



Sonntag, 9. Februar 2014

Pichanga, Curanto und Minga

08.02.2014, 0 km Fahrrad

Dem Internet sei Dank, wir hatten einen sehr schönen Tag! Das kam so:
Ein weiteres typisches Essen ist "Curanto en Hoyo", aber auch sehr aufwändig in der Zubereitung. Deshalb bieten das fast nur Tourenveranstalter an, eine Busfahrt, Besuch einer Kirche und Curanto essen. Uns störte nicht so sehr der Preis, mehr das es wieder so eine inszenierte Veranstaltung ist. Aber Jana fand den Veranstaltungskalender der Insel im Internet und so fuhren wir mit dem normalen Bus und der Fähre auf die Insel Lemuy. Alles klappte wunderbar, im ersten Ort feierten sie eine Art Ortsfest mit großem Curanto. Es wird eine Erdschicht von ca. einer Spatentiefe mit 1,5 m Durchmesser abgetragen. Darin entzünden die Männer ein stattliches Feuer und legen dann große Flusssteine in die Glut.

riesige Mengen von Muscheln liegen fürs Curanto bereit
Darüber werden Blätter vom wilden Rhabarber gelegt und mit Schichten von Muscheln, Chorizo, Schinken und Kartoffeln sowie Milcao (eine spezielle Art Kartoffelpuffer) belegt. Dazwischen kommen immer wieder die großen Blätter vom Rhabarber und dann wird der Haufen mit einer Plane und mit Erde bedeckt. Mehrere Stunden garen so die Zutaten, bevor viele Helfer diese in kleine Plastenetze füllen. Es hat uns gut geschmeckt, obwohl wir nicht die so Muschelfans sind. :-)
Mit dem Taxi sind wir ein paar km in den nächsten Ort gefahren, wo eine Minga gefeiert wurde. Das Thema hieß Schafwolle und vor der Schur bis zur fertigen Wolle wurde die traditionelle Herstellung vorgeführt.
Das Schaf wird ohne Fesseln geschoren und es hat brav still gehalten
Dazu wird musiziert, getanzt, es gibt Gegrilltes, Empanadas, Bier und alkoholfreie Getränke. Die Sonne scheint den ganzen Tag und die Uhr zeigt schon nach sieben, als wir in Castro zurück sind. Ein paar km sind wir getrampt und den Rest mit dem Bus gefahren. Ein schöner Abschied von Chiloé, denn morgen geht es mit der Fähre wieder zurück aufs Festland.

07.02.2014, Fahrrad 54 km, 837 Hm

Damit unsere Räder nicht einrosten, erkunden wir heute damit die Gegend. Zuvor buchen wir aber die Fähre am Sonntag nach Chaiten. Ein paar km zurück in Richtung Dalcahue, dann biegen wir rechts auf eine Halbinsel ab und fahren bergan und bergab nach Rilán. Auf den steilsten Stücken überwindet man 40 Höhenmeter auf 400m Strecke! Die Rekonstruktion der Kirche Rilán ist erst im Dezember 2013 beendet worden. Wir sind so ziemlich die ersten ausländischen Besucher.

Die Holzkirche von Rilán
Die Quittung unserer symbolischen Spende hat die Nummer 244. Die recht große Kirche ist in hellblauer und weißer Farbe gehalten und ist im Inneren hell. Es gibt eine sehr ausführliche und interessante Dokumentation der Restaurierungsarbeiten, die ausschließlich von einheimischen Architekten und Schreinern durchgeführt wurden. Zum Glück fällt heute kein Regen und am Nachmittag klart es mehr und mehr auf.


Auch hier bemerken wir, wie überall auf Chiloe, dass die Grundstücke außerhalb der Stadt recht groß sind. Land wird hektarweise verkauft. Um die Häuser laufen Hühner oder Schafe, auch Kühe. Fast alle bauen etwas Gemüse an, hier immer unter Folie. Übrigens sind hier auch die Stellplätze auf den Campingplätzen überdacht! Unsere Runde beenden wir am Hafen von Castro, fotografieren nochmal die bunten Palafitos (Holzhäuser auf Stelzen direkt im Wasser) und essen Pichanga.
Das ist ein typisches Gericht der Gegend: Brotscheiben mit Mayo, darauf Pommes, Grillfleisch, gebratene Wurst, Mixed Pickles, Tomate, Avocado. Nicht für Diäten geeignet! Thomas schmeckt es, Jana nicht so.

Aktuelle Position: immer noch -42.481622, -73.761359

Freitag, 7. Februar 2014

Chiloé - spannende Traditionen

06.02.2014, 0 km

Es regnet zum Glück nicht so stark, wie der Wetterbericht vorher gesagt hatte. Also verlängern wir unsere Unterkunft und kaufen ein Busticket nach Cucao. Der Ort ist fast 50 km entfernt, wir bezahlen 2 € pro Person. Dort befindet sich der Eingang in den Park National de Chiloé. Als wir ankommen, schüttet es und wir flüchten in eine Gaststätte. Dort harren wir drei Stunden aus und fahren dann zurück, weil es wirklich keinen Zweck hat.
In Chonchi verlassen wir den Bus nochmal und schauen die dortige Kirche an, die auch zum Weltkulturerbe zählt. Es gibt auf der Insel 68 intakte Holzkirchen! Wenn man überlegt, dass diese Konstruktionen allen Erdbeben stand gehalten haben, bekommt man noch mehr Hochachtung vor der Kunst der Schreiner.
Mit viel Farbe gegen das Regengrau!

Im Heimatmuseum erfahren wir (während des nächsten Regengusses) einiges über Leben und die Traditionen auf der Insel. Da wir vieles noch nicht beim ersten Mal verstehen, ist es gut mal mehrere Tage an einer Stelle zu sein.
Zum Beispiel hing gestern in der Stadt eine Aufforderung zur "MINGA", Strandsäuberung. Eine Art Subotnik. Nachdem nun Tine im Komentar anfragte, wie das mit den Häusern ist, war das der Grund im Museum und Internet genauer zu lesen. Das neuerworbene Wissen wollen wir den Bloglesern nicht vorenthalten:
"Die Minga wird durchgeführt, wenn eine Familie von einer Insel zur anderen umziehen will und im Allgemeinen ihr ganzes Haus mitnimmt. Zu diesem Zweck bittet die Familie Freunde und Bekannte der Gemeinschaft um Hilfe. Natürlich lehnen die Chilote diese Bitte nicht ab! Alle Leute treffen sich an dem bestimmten Tag, und transportieren das Haus mit Hilfe von Ochsen. Manchmal sogar wird das Haus übers Wasser transportiert. Dafür  wird ein spezielles Floß für das Haus konstruiert. Wenn die Arbeit endlich fertig ist, bekommen die Freunde als Belohnung ein großes Fest mit Getränken und typischem Essen aus Chiloe wie  zum Beispiel “Curanto” und “Milcao”.
Wer mehr darüber wissen will, kann bei Google "Minga Chilota" eingeben und bekommt 9 min YouTube Video, ab der 5. Minute wird's interessant.


05.02.2014 Fahrrad 38 km, 475 Hm

Wir fahren nach Castro. Der Ort liegt nur 20 km von Dalcahue entfernt. Wir wollen fragen, ob es von hier ein Fähre nach Chaiten gibt, die früher fährt, als die, welche einmal pro Woche am Sonntag ausläuft. Eigentlich wollten wir morgen am Nachmittag ab Quellon nach Chaiten übersetzen. Aber wir haben das in Puerto Montt im Büro von NAVIER AUSTRAL falsch verstanden. Die Fähre ab Quellon fährt 4:30 Uhr in der Frühe und nicht am Nachmittag!!! Wir müssen unsere Pläne ändern und bleiben erst mal eine Nacht in Castro. Der Ort ist der zentrale Ausgangspunkt für Touren in die Nationalparks und auf die kleineren Inseln. Die Hostales sind fast alle ausgebucht, aber wir finden eine dürftige Bleibe. Am Nachmittag sehen wir uns die schöne Kirche von Castro an und radeln nach Nercon, wo eine Kirche erst vor paar Jahren rekonstruiert wurde.
Die Kirche von Castro ist wunderschön, hell und freundlich


Mittwoch, 5. Februar 2014

Trotz Dauerregen gute Laune

04.02.2014

Schon nachts trommelt der Regen heftig aufs Dach und es wird auch den ganzen Tag nicht freundlich. So bleibt das Rad im Schuppen und wir gondeln mit Bus und Fähre auf die Nachbarinsel Quinchao.
Chiloé ist mit 180km Länge und 50 km Breite die zweitgrößte Insel des Landes. Ureinwohner sind indigene Huilliches, was man auch heute gut sieht. Es gibt ganzjährig viel Regen (wir sind gerade in der regenarmen Zeit da!) und viele Leute gehen hier immer in Gummistiefeln und Regenhose vor die Tür. Die Gehöfte auf dem Land haben alle ihr eigenes Buswartehäuschen.
Besser als im Regen auf den Bus warten...

Die Bewohner hier sollen einen Schlitten entwickelt haben, der auf Schlamm rutscht. Die Häuser stehen wegen der Feuchtigkeit auf Stelzen.
Ältere Häuser stehen auf großen Feldsteinen
Die neuen auf Betonsockeln


Die meisten Gebäude sind ganz bunt angestrichen. Damit und mit der Fröhlichkeit der Menschen scheinen sie gegen das triste Wetter anzukommen. Wir besuchen drei der sechzehn Holzkirchen (Weltkulturerbe) und haben einen schönen Tag. Abends lernen wir noch die chilenischen Romméregeln und spielen bis Mitternacht.


03.02.2014, Fahrrad 73 km, 700 Hm

Die letzten 20km gestern waren wie Achterbahnfahren: steil hoch, steil hinab, keine 100m geradeaus. Teilweise schafften wir es nicht, gerade zu schieben! Der weitere Weg wäre zudem Schotter. Wir wollen zurück nach Ancud und dort auf der Route 5 weiter nach Süden. Es soll morgens 8 Uhr einen Bus geben. Wir packen entsprechend zeitig zusammen und der Bus kommt tatsächlich. Er ist alt und klein und schon auf den ersten Blick ist uns klar, dass die Räder nicht reinpassen. Aber Thomas, der Fahrer und ein Fahrgast schieben, ziehen und heben solange, bis ein Rad auf den hinteren Sitzen steht, das andere daneben und sogar die Tür noch schließt!
So stehen wir 9.30 Uhr wieder in Ancud und wollen unser Versprechen einlösen und mit Oma und Anne skypen. Aber es gibt kein Wifi. Was tun? Wir fragen vorsichtig in einem Hotel, ob wir das dortige für kurze Zeit nutzen dürfen. Ja, natürlich, aber wir sollen die Räder mit hereinbringen und uns in die Lobby setzen. Als Krönung lässt uns der Hotelchef noch ein Frühstück mit Brötchen und Kuchen bringen :-)
Zum Glück regnet es nur kurz und man kommt auf der Route 5 besser vorwärts als an der Küste. So erreichen wir Dalcahue. Hier finden wir ein schönes Hostel mit Kochecke (Jana kocht abends Gemüsepfanne mit Kürbis, Paprika, Tomate, Zwiebel und Chorizo) und auch endlich eine Wäscherei.

Aktuelle Position: -42.380039, -73.653590

Montag, 3. Februar 2014

Ausflug an die Pazifikküste

02.02.2014, 48 km, 555 Hm

Die Bauernfamilie lässt uns nicht ohne ein gutes Frühstück aus dem Haus. Kaffee, selbstgebackenes Brot mit Preiselbeer- und Rhabarber-Marmelade. Als Wegzehrung (gegen die Kälte) bekommen wir noch eine kleine Flasche Himbeerlikör in die Tasche gesteckt. :-)  So strampeln wir frohgelaunt und trocken nach Ancud. (in der Nacht hatte es tatsächlich geregnet). Dort findet gerade an diesem Wochenende eine Landwirtschaftsausstellung statt. Wir sehen uns auf dem Markt um, lernen etwas über fünf verschiedene Schafsrassen und essen eine leckere Cazuela (Hühnersuppe). Bis zur Pinguinera, einer Bucht mit Magellan- und Humboldtpinguinen sind es noch 28 km und etliche Hügel. Wir kommen aber noch rechtzeitig an und buchen die einstündige Bootstour. Lustig ist schon der Ein- und Ausstieg in die Boote: Wir steigen auf kleine Anhänger und werden damit ins Wasser gerollt. So bleiben die Schuhe trocken. Die Pinguine sonnen sich im Abendlicht - es hat heute tatsächlich nicht gergeregnet - und auch ein Nutria dümpelt auf dem Rücken in den Wellen.



Zuvor hatten wir an einem Restaurant gefragt, ob wir einen neuen, noch leerstehenden und sauber gefliesten Nebenraum als Nachtlager nutzen dürfen. Das ist kein Problem und so haben wir wieder ein Dach über dem Kopf und sogar Steckdosen und Licht. Die Menschen auf Chiloe wurden als zurückhaltend und verschlossenen beschrieben, was wir so nicht bestätigen können.

Gastfreundschaft auf Chiloe

01.02.2014,  Fahrrad 84 km, 540 Hm

Nach einem guten Frühstück in Perlas Hostal packen wir zusammen und verabschieden uns von Frank, der heute am Abend zurück nach Frankfurt fliegt. Dann führt unser Weg auf die Insel Chiloé am Hafen und am Ufer des Golfs von Ancud entlang, bevor wir ca. 10 km weiter auf die Panamericana treffen. Wir haben eine Seite der im Bau befindlichen Autobahn für uns allein, da die beiden Spuren noch abgesperrt, aber schon befahrbar sind. Tagsüber gibt es immer wieder Schauer, aber auch ein paar sonnige Passagen. Regenhose an, Regenhose aus, ein paar Mal. Vor Pargua, dem Fährhafen, finden wir eine "Villa Tropf II". Abet es ist erst 16:00 Uhr, noch zu zeitig am Tag. Also setzen wir mit der Fähre über und fahren noch so 12 km. Wir suchen weiter nach einem Dach, da es bestimmt auch in der Nacht regnen wird. Es gibt aber kaum verlassene Gebäude, auch wenn vieles verfallen aussieht. Beim genaueren Hinschauen wohnen überall Leute, wachen Hunde, ...
Wir fragen 2 Frauen bei einem  kleinen Gehöft und werden herein gebeten. Wir hatten auf einen Platz im Stall oder Schuppen gehofft, bekommen aber gleich das ganze Haus gezeigt. Alles ist sehr einfach. Sie räumen für uns Material zum Körbe flechten beiseite, dort können wir schlafen. Die Kinder rufen uns auf den Hof. Dort haben die Frauen ein Schaf auf der Schubkarre. Ein Schnitt, zwei, drei kurze Drehungen und der Kopf liegt daneben. Wir helfen es, am Balken aufzuhängen. Mit geübten Griffen und Schnitten wird das Fell abgezogen und das Tier zerlegt. Ein zweites folgt. Beeindruckend. Die Kinder halten hier und dort, füttern die Katzen mit Resten. Der Mann sitzt derweil vor dem Fernseher.





Anderthalb Stunde später bekommen wir wirklich frisches Fleisch und Kartoffeln vorgesetzt. Diese Gastfreundschaft ist überwältigend!